Ein Feuer in einem Unternehmen der Lebensmittelindustrie kann richtig teuer werden. Denn die zunehmende Konzentration von Produktionsmitteln und Lagerbeständen in immer größeren Betriebseinheiten hat das Brandschaden-Risiko in der Lebensmittelindustrie stark ansteigen lassen. Die frühe Entdeckung und gezielte Bekämpfung von Entstehungsbränden können mögliche existenzbedrohende Brandund Folgeschäden abwenden.
Bereits kleinere Brände können in der Lebensmittelverarbeitung hohe Sachschäden hervorrufen. Denn nach einem Brand müssen oft auch nicht direkt betroffene Roh- und Fertigwaren aus hygienischen Gründen vernichtet werden. Des Weiteren sind meist umfangreiche Sanierungsmaßnahmen mit erhöhten Reinheitsanforderungen nötig, während derer der Betrieb nicht fortgeführt werden kann.
Allein die Folgeschäden einer längeren Betriebsunterbrechung können existenzbedrohend werden: durch Beeinträchtigung der Lieferfähigkeit und dem Zusammenbrechen von Kundenbeziehungen, durch den Verlust von Marktanteilen und Image sowie Abwanderung von Fachpersonal. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) sind 43 Prozent der von einem Brand betroffenen Firmen nicht in der Lage, den Betrieb wieder aufzunehmen.
Unter dem Druck des Marktes entwickeln sich Betriebe der Lebensmittelverarbeitung immer stärker hin zu Großfertigungsanlagen mit automatisierten Produktionsabläufen. Das heißt, dass auch mit immer weniger Menschen in der Produktion, die bei einem entstehenden Brand zeitnah eingreifen könnten. In solchen menschenleeren Systemen dauert es meist viel zu lange, bis ein Brand entdeckt wird. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr können die Produktionsanlage oder das gesamte Gebäude bereits in Vollbrand stehen. Ein automatisches Brandmeldesystem sollte deshalb selbstverständlich sein. Doch auch dann vergehen bis zu 20 Minuten, bis die Feuerwehr mit den Löscharbeiten beginnen kann.
Wichtigste und erste Maßnahme gegen einen Entstehungsbrand ist daher ein wirksames Löschsystem vor Ort, die einen Entstehungsbrand selbsttätig detektieren und unverzüglich bekämpfen. Dies gilt gleichermaßen für den eigentlichen Produktionsbereich wie für die Lagerhaltung der Lebensmittelprodukte. In Hochregallagern konzentriert sich eine enorme Wertkonzentration, verbunden, je nach Produktionsgut, mit einer hohen Brandlast. Eine frühestmögliche Detektion, noch bevor sich ein Brand ausbreitet, sollte hier im Fokus stehen. Sprinkleranlagen haben sich hier als zuverlässiges Löschsystem bewiesen.
Ein praxisgerechtes Löschkonzept muss die unterschiedlichen Brandlasten und Risiken in einem Betrieb der Lebensmittelverarbeitung berücksichtigen (s. Auflistung) und sich darüber hinaus an den Besonderheiten und Anforderungen der Branche orientieren. Hier herrschen oftmals extreme Umgebungsbedingungen, etwa hohe oder tiefe Temperaturen, oder die Freisetzung von Wasserdampf, der von konventionellen Standardbrandmeldern oft als Brandrauch detektiert wird. Sprinkler lösen dagegen ausschließlich bei Überschreitung einer bestimmten Temperaturgrenze, die einen Brand anzeigt, aus und arbeiten bei entsprechender Auslegung auch unter schwierigen Umgebungsbedingungen zuverlässig und funktionssicher.
In elektrischen Anlagen können durch verschiedene Ursachen (technischer Defekt, Wärmestau, Überlastung etc.) Brände ausgelöst werden. Zu Bekämpfung dürfen nur zugelassene Spezial-Feuerlöschanlagen und -Feuerlöschmittel wie CO2-Gas, Pulver oder Schaum verwandt werden, wobei auf die Einhaltung der erforderlichen Mindestabstände zur Vermeidung von Stromüberschlägen zu achten ist.
Ein mögliches Problem bei der Bekämpfung von Fettbränden sind Fettexplosionen durch die schlagartige Ausdehnung von Wasserdampf. Deshalb kommen hier Löschanlagen mit Spezialschaum zum Einsatz, welcher durch Verseifung der Oberfläche den Brand erstickt, gegebenenfalls in Kombination mit einer speziellen Sprühwasserlöschanlage. Durch spezifische Düsenkonstruktionen wird Wasser als Kühlmittel unter die Oberfläche des überhitzten Fettes geführt, ohne dass es zu einer Fettexplosion kommen kann.
Fettdämpfe schlagen sich gerne in Absauganlagen und an Transportstraßen nieder. So entstehen durch zunehmende Ablagerung gefährliche Brandlasten, die sich zudem unkontrollierbar verlagern und nicht als offensichtliche Gefahrenherde ins Auge fallen. Bereits kleine Zündquellen reichen unter Umständen aus, einen Großbrand zu entfachen. Bei der Brandbekämpfung kommen Speziallöschanlagen zum Einsatz.
Pulvrige Lebensmittel entsprechen Stäuben, wie sie z. B. auch bei Industrieprozessen als Holz- oder Metallstäube anfallen. Im Umgang mit diesen Gütern können sich Funken bilden, die Staubexplosionen auslösen können. Spezielle Funkenlöschanlagen erkennen diese Zündinitiale und lösen durch Gegenreaktion im Millisekunden-Bereich Wasserlöschungen aus, wodurch eine Staubexplosion unterdrückt wird, bevor sie einen Brand auslösen kann.
Verpackungsmaterial ist meist brennbar und oft leicht entzündlich. Brandgefahr entsteht insbesondere durch Anhäufung von Verpackungsmaterial und -abfällen sowie durch den Verpackungsvorgang selbst, etwa beim Schweißen und Schrumpfen von Folien. Automatisch auslösende Wasserlöschanlagen bekämpfen solche Entstehungsbrände effektiv und verhindern eine Ausbreitung des Feuers.
In Silos kann sich durch die schlechte Wärmeableitung das Lagergut bis zur Selbstentzündung erwärmen. Ein entstehender Schwel- oder Glimmbrand kann sich unbemerkt im Inneren des Schüttgutes fortentwickeln und ausdehnen. Verhindert werden solche Brände durch Silo-Inertisierung, das heißt, die Brandentstehung wird durch Verdrängung des Luftsauerstoffes durch Inertgase verhindert, ein ähnliches Prinzip wie bei Sauerstoffreduzierungsanlagen.
Auch bei niedrigen Temperaturen im Tiefkühlbereich kann es zu Bränden kommen. Aufgrund der Minusgrade kommt hier als Wasserlöschanlage bevorzugt ein Trockensprinkler-System infrage. Für die Brandbekämpfung wird dem Löschwasser ein spezieller für den Lebensmittelbereich zugelassener Frostschutz- Zusatz beigegeben. Um den Hygienebestimmungen zu entsprechen, müssen darüber hinaus das gesamte Rohrleitungsnetz und die Sprinkler aus Edelstahl bestehen.
Wie die meisten Branchen geht auch im Lebensmittelsektor der Trend hin zu einer immer stärkeren Konzentration auf immer größere Betriebe mit automatisierten Produktionsabläufen. Dies führt unter anderem zu Produktionsbereichen ohne ständige Anwesenheit von Personen, was wiederum die schnelle Entdeckung von Entstehungsbränden erschwert und unter Umständen erhebliche Brandschäden zur Folge hat.
Als Ergänzung zum baulichen Brandschutz haben anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen wie Sprinklersysteme primär die Aufgabe, einen Brand frühzeitig zu detektieren, zu melden und zu bekämpfen. Entsprechend ausgelegte Sprinkleranlagen sind dabei in der Lage, in Betrieben der Lebensmittelverarbeitung auch unter extremen Bedingungen (Hitze, Kälte) zuverlässig auszulösen und die Entstehung eines Brandes wirksam und gezielt zu bekämpfen. Die Beachtung der besonderen Hygieneanforderungen im Lebensmittelbereich stellt an die Planung und Realisierung von Sprinkleranlagen spezielle Anforderungen.
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