Die Statistik der vergangenen Jahre zeigt deutlich: In sozialen Einrichtungen sind nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz jedes Jahr bei 50 Bränden durchschnittlich 20 Todesopfer und 150 Verletzte in Deutschland zu beklagen. Auch die Erhebungen des bvfa e. V., welche seit 2012 tagesaktuell geführt werden, unterstreichen diese Zahlen. Bis Ende Oktober 2020 sind mehr als 99 Brände mit 9 Toten und 174 Verletzten registriert worden. Und dass, obwohl die betroffenen Einrichtungen in der Regel über vorschriftsmäßigen Brandschutz verfügten, das Personal ausreichend geschult war und die Feuerwehr rechtzeitig eintraf. Die häufigsten Brandursachen waren technische Defekte an elektrischen Geräten sowie menschliches Fehlverhalten. Daher stellt sich auch die Gesellschaft immer häufiger die kritische Frage: Wie kann man bei Bränden die Risiken für Bewohner und Personal sinnvoll verringern?
Da sich die meisten Bewohner von Wohn- und Pflegeeinrichtungen in der Regel im Alltag nicht selbst versorgen können, sind sie in akut bedrohlichen Situationen, wie z.B. einem sich rasch ausbreitenden Feuer, kaum in der Lage, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Vor allem Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Orientierung, die bei ihrer Rettung auf fremde Hilfe angewiesen sind, müssen bei einem Brand vom Pflegepersonal in Sicherheit gebracht werden.
Vor allem der entstehende toxische Brandrauch führt bereits nach wenigen Atemzügen zu Orientierungslosigkeit, Bewusstlosigkeit oder Tod. Und diese kurze Zeitspanne bedeutet für die Mitarbeitenden eine große Herausforderung. Nach Untersuchungen von Prof. Dr.-Ing. Michael Rost von der Hochschule Magdeburg- Stendal werden für jeden Bewohner durchschnittlich 3 Minuten für das Verlegen in einen sicheren Bereich benötigt. Je schneller sich allerdings Feuer und der Rauch ausbreiten, desto mehr Personen sind gefährdet und müssen gerettet werden. Ein Teufelskreis.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Mehrzahl der Brände in den Abendund Nachtstunden ereignen, wenn Pflegestationen häufig nur mit einer Pflegekraft besetzt sind. Darüber hinaus liegen viele Einrichtungen auf dem Land und sind für die Feuerwehr zum Teil nur erschwert oder nicht schnell genug zu erreichen.
Die vom bvfa e. V. geführte Tabelle gibt einen Überblick über Brände in sozialen Einrichtungen in Deutschland im Zeitraum von 2012 bis 2020. Diese Auflistung wird regelmäßig aktualisiert und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Selbst bei frühzeitiger Branderkennung und Alarmierung durch eine automatische Brandmeldeanlage kann die Feuerwehr das Pflegepersonal bei der Fremdrettung nur mit zeitlicher Verzögerung unterstützen. Selbst bei einer optimalen Versorgung in Großstädten vergehen nach Eingang der Alarmierung in der Regel ca. 10 bis 14 Minuten bis zu ihrem Eintreffen. Das heißt: die Eintreffzeit der Feuerwehr ist im Normalfall länger als die Zeit, welche für die Rettung von Personen aus dem Brandraum zur Verfügung steht.
Die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren empfiehlt deshalb in ihrer Richtlinie, dass Pflege- und Behinderteneinrichtungen so zu planen, zu errichten und instand zu halten sind, dass es für die Personenrettung in aller Regel nicht der Mitwirkung der Feuerwehr bedarf. Als Lösungswege zur Unterstützung der Personenrettung neben der Früherkennung durch Brandmeldeanlagen, sieht das Institut der Feuerwehr (IdF) in seiner Studie auch die Installation von automatischen Löschanlagen im Bereich des Pflegeheim-Wohnungsbaus.
Quelle: Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt, „Entwicklung von Kohlenmonoxid bei Bränden in Räumen“, Forschungsbericht Nr. 145, (März 2007)
Sprinkleranlagen bekämpfen Brände aktiv, verringern die Brandausbreitung und wirken somit neben der thermischen Belastung auch einer Verrauchung entgegen. Das Pflegepersonal wird dadurch wirksam bei der Evakuierung gefährdeter Bewohner unterstützt und der Handlungsspielraum bis zum Eintreten von toxischen Auswirkungen durch Rauch deutlich vergrößert. Seit über einhundert Jahren werden automatische Sprinkleranlagen installiert und haben sich bei der Entdeckung und Bekämpfung von Entstehungsbränden hervorragend bewährt. Durch diese Löschanlagen werden nicht nur Sachwerte geschützt, sondern vor allen Dingen Menschenleben gerettet.
Leider verzichten immer noch viele Betreiber von Wohn-, Pflege-und Betreuungseinrichtungen auf den Einbau einer Sprinkleranlage und riskieren somit die Gesundheit ihrer Bewohner und Mitarbeiter. Dabei liegen die Vorteile von Sprinkleranlagen auf der Hand:
Für die Planung und den Einbau von Sprinkleranlagen stehen bewährte und praxisorientierte Richtlinien und Regelwerke zur Verfügung. Mit der Richtlinie VdS 2896 „Sprinkleranlagen für Wohnbereiche“ existiert erstmals in Deutschland seit 2013 ein Regelwerk, welches speziell auf die Besonderheiten und Schutzkonzepte dieser Wohnformen eingeht. Dieses beschreibt Anforderungen und gibt Empfehlungen für Planung, Einbau und Wartung von Sprinkleranlagen. Der Anwendungsbereich und die Auslegung berücksichtigen die besonderen Eigenschaften in Wohnbereichen (Einteilung in Räume, niedrige Brandlast, angepasste Wasserversorgung, usw.).
Zusätzlich existieren für die Auslegung sogenannte „Wohnraum-Sprinkler“ die speziell für den Einsatz in Wohn- und Pflegebereichen entwickelt wurden. Diese Sprinkler bieten den Vorteil, dass große Schutzflächen mit Löschwasser abgedeckt werden können. Und dies bei geringen erforderlichen Wassermengen. Inzwischen wurde auch die DIN EN 16925 „Ortsfeste Brandbekämpfungsanlagen - Automatische Sprinkleranlagen für Wohnbereiche - Planung, Installation und Instandhaltung“ veröffentlicht. Damit steht jetzt ein weiterer Standard zur Planung, Installation und Instandhaltung von Sprinkleranlagen mit Fokussierung auf Wohn- und Pflegebereiche in Deutschland und Europa zur Verfügung.
Sprinkleranlagen zeichnen sich durch eine sehr hohe Wirksamkeit und Zuverlässigkeit aus. Planungs-und Einbauregelwerke - wie die VdS 2896 - beinhalten sowohl Anforderungen an die Prüfung der Bauteile als auch die Qualität und Qualifikation der Firma, die eine Sprinkleranlage errichtet. Denn Sprinkleranlagen müssen im Ernstfall unter extremen Bedingungen sicher und wirksam funktionieren, auch wenn die Installation bereits vor vielen Jahren erfolgte. Anlagentechnischer Brandschutz, und somit auch Sprinkleranlagen werden insbesondere im Pflegebereich oftmals lediglich als Kostenfaktor betrachtet. Doch wie hoch sind die Installationskosten einer Sprinkleranlage? Eine Kostenbetrachtung des bvfa für ein zweigeschossiges Pflegeheim mit 40 Bewohnern und 700 m2 Gesamtfläche je Geschoss hat ergeben, dass für die komplette Planung und Installation einer Sprinkleranlage auf Basis der VdS 2896 durchschnittlich ca. 55.000 Euro aufzuwenden sind. Umgerechnet auf den Bewohner bedeutet das eine einmalige Investition von ca. 1.375 Euro.
Quelle: bvfa-Pos 2019-12 (01) „Sprinkleranlagen in Wohn- und Pflegeheimen sind unverzichtbar“
Bewertet man zudem die Möglichkeiten von Kompensation anderer Brandschutzforderungen, so folgen daraus weitere deutliche Vorteile zur Installation einer Sprinkleranlage. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen zeigt mit einer Richtlinie diese Möglichkeit auf. Bei Pflege- und Betreuungseinrichtungen mit flächendeckenden selbsttätigen Löschanlagen kann möglicherweise auf einige Anforderungen wie z.B. feuerhemmende Wände innerhalb von Raumgruppen, feuerwiderstandsfähige Verglasungen oder selbstschließende Türen innerhalb von Raumgruppen verzichtet werden. Dies zeigt deutlich, dass Sprinkleranlagen auch im Hinblick auf die Ertüchtigung bzw. Ausführung des baulichen Brandschutzes einen großen Vorteil bieten.
Für das Jahr 2030 erwartet das Statistische Bundesamt knapp 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen. Ein Drittel davon wird gemäß dieser Statistik in Pflegeheimen betreut, in denen der Fachkräftemangel immer weiter steigt. Für Heimbewohner ist das Risiko, bei einem Feuer sein Leben zu verlieren, rund fünfmal höher als das durchschnittliche Risiko der Gesamtbevölkerung. Sprinkleranlagen bilden einen wesentlichen Baustein zur Sicherstellung eines Personen- und Sachwertschutzes.
Die Mitgliedsunternehmen des bvfa e. V. verfügen über die nötige Fachkompetenz und passende Lösungen.
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